Outgoing 2012

"Aus kleinem Anfang entspringen alle Dinge"

-Marcus Tullius Cicero
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Ob unsere Lehrerin, die alles in die Wege geleitet hat, die Partnerschaft zwischen den Schulen hergestellt, für die Förderung seitens des ENSA-Programms gesorgt hat und und und... das genau so sieht, dass es ein kleiner Anfang war, bezweifle ich mal vorsichtig.
Für uns war er es: Ein Motivationschreiben an unsere Lehrerin, indem wir ihr unser Interesse an diesem Projekt deutlich machten.
Nun ja, als es für mich mit dem Motivationschreiben seinen Anfang nahm, so war unsere Lehrerin schon voll dabei und hatte unsere Partnerschule schon einmal ohne Schüler besucht und den Kontakt aufgebaut. Dass unser Projekt vom ENSA-Programm begleitet und mitfinanziert wird, hat sie sich damals bestimmt noch nicht mit Zuversicht vorstellen können. Schließlich ist es mit einem Anruf bei den Verantwortlichen des Programms nicht getan, um von denen gefördert zu werden. Viel Engagement und dem Interesse an einer guten Sache, mit Blick auf etwas langfristiges, wovon jeder Beteiligte was hat, lässt so etwas erst entstehen. Ich unterstelle unserer Lehrerin auch mal eine bemerkenswerte Begeisterung für das Vorhaben.
Wir freuen uns jedenfalls sehr darüber, dabei sein zu dürfen.



Vorbereitungsseminar- Outgoing - "The danger of the Single-Story!" 

 

Wir haben uns zuvor schon einige Male gesehen und bestimmte Dinge für unser Projekt erarbeitet. Das Seminar fand bereits Anfang Juni statt und wurde von zwei Mitarbeiter des ENSA-Programms geleitet. Ihre Aufgabe war es, uns als Gruppe auf den bevorstehenden Schüleraustausch vorzubereiten. Außerdem hatten wir dadurch auch die Möglichkeit uns besser kennenzulernen. Wir befassten uns mit unserem Bild von Tansania bzw. Afrika, sowie mit den Erwartungen die wir haben. Außerdem haben wir gelernt, was sich hinter dem ENSA-Programm verbirgt und was es für uns, als zukünftige Multiplikatoren bedeutet.
Ein wichtiger Grundsatz des ENSA-Programms ist z.B. der Kontakt auf "Augenhöhe" zwischen den Partnern. Für uns bedeutet das, dass wir mit den Schülerinnen und Schülern in Moshi, sowie mit allen andereren Beteiligten,
auf gleicher Ebene zusammenarbeiten. Es ist viel Wert von- und miteinander etwas zu lernen, um so etwas über die Kultur des anderen zu erfahren.

Was viele von uns nicht vergessen werden ist eine Rede von Chimamanda Adichie, einer Nigerianischen Schriftstellerin. Sie sprach von der Gefahr der Single Story. Denn nicht selten ist unserer Bild anderer Kulturen bzw. anderer Länder und Völker getrügt durch stereotypes Denken und Beeinflussung unterschiedlicher Medien. Beispielsweise sind in den Nachrichten gezeigte Beiträge oft negativ behaftet und zeigen Afrika als ein Kontinent des Krieges, der Piraterie, des Hungers, der Korruption, des Leidens... der Krisen. Doch hat Afrika weit aus mehr zu bieten als z.B. eine wunderschöne Natur und unberührtes paradiesisches Land im Dschungel. Wie auch sonst wo, schreiben Menschen Geschichte und jeder Mensch kann seine eigene erzählen. Nicht anders ist es in Tansania, einem Land mit vielen schönen Seiten. Einem Land indem es mehr zu erfahren gibt, als das, was einem immer wieder aufs Neue im Fernsehen gezeigt wird.
Es wird spannend sein, diese fremde Kultur und ihre Menschen kennenzulernen, um sich sein eigenes Bild machen zu können.



Hier der Link zum Video mit deutschen Untertitel:
http://www.ted.com/talks/chimamanda_adichie_the_danger_of_a_single_story.html

Zeitungsbericht der Hildesheimer Allgemeine Zeitung

 

Tansania ist genauso das Land der Erdnüsse, wie Deutschland das Land der Kartoffel. Ein etwas ungünstiger Titel wie wir finden. Doch wollen wir nichts destotrotz  auf diesem Weg noch einmal der Zeitung für das Interesse unseres Projektes danken. 
Viel Spaß beim Lesen. :D

 

 Auf nach Tansania - Moshi - Ushirika wa Neema


Der Tag ist gekommen. Es ist der 30.08.2012. Die letzten Reisevorbereitungen werden getroffen. Checkliste durchgehen, von zu Hause verabschieden… die Reise kann losgehen. Es wird nicht zurückgeschaut, denn vor uns liegt ein Abenteuer. Um halb fünf am Flughafen in Hannover. Alle sind pünktlich, da die Vorfreude sowieso kaum Schlaf zuließ. Der Flug nach Amsterdam startet um 6:30 Uhr. Dort erwartet uns der Anschlussflug zum International Kilimanjaro Airport in der Nähe von Moshi.
In Amsterdam war sogar noch Zeit für einige Kaffee und Raucherpausen. Der Zeitpunkt ist gekommen und wir steigen in den Flieger, der uns innerhalb von 8 Stunden nach Tansania fliegt. 

International Kilimanjaro Airport

Der Flieger ist gelandet und wir betreten tansanischen Boden. Dort wurde uns eine für Deutsche schwer nachzuvollziehende Lebenseinstellung deutlich „POLEPOLE“. Es ist Kisuaheli (Amtssprache in Tansania) und bedeutet „Langsam“.
Etwas irritiert und genervt vom langen Warten auf unsere Visa konnten wir unsere Koffer vom Band nehmen und gingen Richtung Ausgang. Surprise, Surprise… Wir sehen unsere Partner des Montessori Centers aus Ushirika Wa Neema und wurden herzlich mit Hibiskus-Blumenketten und vielen Umarmungen begrüßt.



Darauf folgte eine lange Busfahrt zum Montessorie Training Centers. Es wurde viel geredet und gelacht. Doch plötzlich fingen unsere neuen Freunden voller Leidenschaft an zu singen und der gesamte Bus ertönt in noch nie gehörten Gesang. Kurz darauf, immer noch wird gesungen, kommen wir an. Das Tor öffnet sich und eine Scharr von Schüleren der Schule läuft auf dem Bus zu. Es wird getrommelt und gesungen und der Bus muss ebenfalls als Trommel herhalten. So groß ist die Freude auf uns. Kaum zu glauben aber wahr, dass man so empfangen wird, ohne sich jemals zuvor gesehen zu haben. Schön!








 

"An Official Welcome Evening"


Am zweiten Abend nach unserer Ankunft wurde zu unserer Ehre eine offizielle Empfangsfeier veranstaltet, zu dem alle Schüler/innen, Schwestern, Lehrer wie auch Pastoren geladen waren.
Die Tansanier gestalteten den ursprünglichen Kunstraum des Montessori-Trainingscenters in einen Festsaal um, indem sie alles mit Tüchern und Blumen schmückten. Zudem bereiteten sie für uns eine lange Tafel vor, an der wir Platz nahmen. Dies löste ein gemischtes Gefühl aus, einerseits freuten wir uns über ihre Mühen, andererseits fühlten wir uns aber wie auf einem "Präsentierteller", da die Tansanier in U-Form in Blickrichtung zu uns gerichtet saßen. Schon hier war klar, uns sollte ein sehr emotionaler Abend erwarten.
Gleich zu Beginn der Feierlichkeiten stimmten die Tansanier ein Lied auf Kisuahili an, welches uns bereits an unserem Ankunftsabend zu Tränen gerührt hatte. Dies sollte auch an diesem Abend nicht anders sein.
Anschließend hielten die Collegeleiterin Sofia Urio und ihr Mann, Pastor Urio, jeweils eine Rede, in der sie ihre Freude über unseren Besuch zum Ausdruck brachten. Sowohl die Rede, als auch die zuvor gesungenen Lieder, handelten davon, Gott zu danken, dass er uns heil zu ihnen geführt hat.
Nach einigen weiteren Songs gingen wir über zum Dinner, welches genau unseren Geschmack traf. Allein der Anblick des typisch deutschen Essens rief ein heimisches Wohlgefühl hervor. Sie servierten uns Kartoffeln (keine Süßkartoffeln), Reis, Erbsen,- und Möhrengemüse, Gulasch und typisch tansanisches Chapati (Ein fladenähnliches Brot). Nachdem alle satt und zufrieden waren, sind wir an der Reihe gewesen uns vorzustellen.
Um den Tansaniern eine Freude zu bereiten, formulierten wir hierzu, bereits in Deutschland, ein paar Sätze auf Kisuaheli. Als sie dies hörten, tobten sie vor Freude. Von Rede zu Rede lachten und jubelten sie mehr, sodass ihnen schon die Tränen in die Augen stiegen.
Nach dieser interessanten Art der Vorstellung, war unsere Lehrerin Frau Wittenberg an der Reihe, um eine kleine englische Rede zu halten, die sie zuvor liebevoll vorbereitet hatte.
Als Gastgeschenke überreichten wir nun unsere mitgebrachten "Bildungspakete", die aus Heften, Kugelschreibern, Bleistiften, Buntstiften und Blöcken zusammen gestellt waren. Jeder der 60 Schüler/innen bekam eines dieser Präsente überreicht. Auch bei dieser Geste waren alle sehr begeistert.
Unsere 10 Austauschpartner/innen hatten für uns traditionelle Lieder und Tänze vorbereitet, die sie uns mit großer Freude präsentierten. Die Vorführung dauerte ganze 50 Minuten, was uns zeigte, dass sich alle wirklich große Mühe gegeben haben. In einigen Liedern, deren Inhalt wir größtenteils nicht verstanden, da alles auf Kisuaheli gesungen wurde, waren sogar unsere Namen eingebaut. Als wir diese heraushörten, waren wir jedoch sehr gerührt.

Abschließend sangen nochmal alle Schüler/innen gemeinsam ein Lied und Pastor Urio sprach ein Gebet, in dem er auch unsere Familien in Deutschland erwähnte. Wir ließen den Abend gemütlich ausklingen und versuchten die vielen emotionalen Eindrücke auf uns wirken zu lassen.








 Erster Gottesdienst in Ushirika wa Neema


Heute war das erste Mal Gottesdienst für uns deutschen in Ushirika Wa Neema angesetzt.
Wie wird der wohl werden?
Was wird das Thema sein?
Wie unterscheidet sich dieser Gottesdienst von einem deutschen Gottesdienst?
Wir hoffen, dass wie euch diese Frage im Laufe des Textes beantworten können.

Um 9:30 läuteten die die Glocken, die uns einluden, uns in die Kirche zu begeben.
Punkt 10:00 wurde der Gottesdienst von Pastor Urio und Co-pastor Daniel Mlaki angefangen. Sie zogen in die Kirche ein. Hierfür stand die Gemeinde auf.

Kurz zur Erklärung:
Die Kirche ist halbrund. In der einen Hälfte der Kirche saßen die ca. 60 Montessorischüler/innen. In der Anderen saßen wir, die ca. 30 Schwestern und die Familienangehörigen der Pastoren. Vorne in der ersten Reihe saßen ca. 8 Schwestern, die den Posaunenchor bildeten. Und natürlich, wie es sich gehört, saßen vorne am Altar, jeweils einer links und einer rechts, die Pastoren in „Sesseln“.



Während des Einzuges wurde kräftig gesungen. Da merkte man, dass hinter den Stimmen starke Power steckte. Ein unglaubliches Erlebnis.
Im weiteren Verlauf durfte man immer wieder den Liedern lauschen. Oft gab es Lieder, die in Deutschland auch gesungen werden. Natürlich, wie soll es anderes sein, auf Kisuaheli.
Damit wir Deutschen verstehen was vorne gepredigt wurde, erzählten die Pastoren die „Main points“ in Englisch.
Das war anscheinend nicht genug, denn Pastor Urio bat mehrere Schwestern sich zu uns zu setzten. Sie sollten uns die Predigt ins Englische übersetzten.
Jetzt haben wir den ganzen Gottesdienst beschrieben, aber was das Kernthema war, wurde noch nicht gesagt.
Vergeben und Verzeihen, was bedeutet das eigentlich?!
Pastor Urio erzählte, dass es wichtig ist, wenn man etwas falsch gemacht hat es zu probieren wieder gut zu machen. Z.B. wenn du findest, dass dein Nachbar etwas blödes getan hat oder nur doof ist, sollte man trotzdem probieren nett zu sein. Weiter ging es, dass jeder schon gemordet hat. Was will er damit aussagen? Als ob jeder schon einmal getötet hat!?
Nach der Erklärung leuchtete es immer mehr ein.
Denkst du etwas Schlechtes oder wünscht du jemand anderem unschönes, hast du schon gemordet bzw. getötet.

Nach dem die Hauptpredigt beendet war gab es das Abendmahl.
Am Anfang waren viele von uns skeptisch ob sie mit Abendmahl feiern sollen oder nicht. Als jedoch klar wurde, dass nicht aus einem Kelch sondern aus einzelnen Schnapsbechern getrunken wurde, war die Anfangsscheu gebrochen. Mehrere haben sich dann getraut. Sie mussten sich vorne auf die Bänke niederknien. Kurz darauf bekamen sie Oblaten, einen Schnapsbecher(-kelch)wein und den Segensspruch. Während das Abendmahl gefeiert wurde sangen die restlichen Kirchenbesucher.
Als dies beendet war, sprach Pastor Urio den Segensspruch und ging danach singend aus der Kirche. Die Anderen folgten ihm, ebenfalls singend.
Draußen wurde so lange weiter gesungen bis alle Kirchenbesucher da waren.
Nachdem die Stimmen verklungen waren gaben sich die Leute die Hand. Warum?
Weil sie den Händedruck mit dem Spruch „Gesegnet seist du“ unterlegen.
Zuletzt wird den Pastoren, die Hand gegeben.

Tja, meistens ist es danach zu Ende, aber dieses Mal nicht.
Pastor Daniel Mlaki hat Geburtstag. Kurzer Hand wurde für ihn ein deutsches und englisches Geburtstagslied gesungen. Vielleicht könnt ihr euch ja vorstellen wie er darauf reagiert hat?
Hätte er so eine helle Haut wie wir, hätte man deutlich gesehen wie er rot geworden ist. Aber auch so drückten seine Freude und das breite Lächeln seine Gefühle gut aus.

 

 Ein aufgebrachter Mobb? Nein, ein  Fußballspiel mit den Schüler/innen vom Montessori Training Center.


 Die erste Sportstunde mit unseren Partnern. Einige konnten sich für Fußball, andere fürs Wandern entscheiden.

Wer sich auf ein sinniges Fußballspiel mit Abwehr, Mittelfeld und Sturm eingestellt hat, wurde spätestens
nach dem ersten Tritt gegen das Schienbein aus seiner Vorstellung gerissen und bereute es, keine Schoner eingepackt zu haben.
Feste Positionen, wie wir sie aus Deutschland kennen, gibt es nicht. Fußball spielen in Tansania ist leicht beschrieben:
Alle zur selben Zeit auf den Ball und wer nicht trifft, lässt zumindest seine Flip Flops fliegen.

Das Fußballfeld glich mehr einem Truppenübungsplatz und das Wetter raubte uns auch jegliche Kraft.
Nun ja, vielleicht sehen wir das als deutsche Fußballfanatiker etwas zu kritisch. Aber es gleicht schon der Pampersliga
in unseren Vereinen. Trotzdem müssen wir zugeben, dass es das wohl lustigste und beeindruckendste Fußballspiel unseres Lebens war. Nicht zuletzt lag das wohl an der tollen Atmosphäre, den Partnern,
die einen immer an jeglicher Freude teilhaben lassen und an einem sehr guten Blick auf den Kilimanjaro
(höchstes Bergmassiv Afrikas - 5800m).
"Wir haben am Fuße des Kilimanjaro Fußball gespielt! Allein deswegen hat sich die Reise und die Arbeit hier schon gelohnt!"
Das dachten wir in diesem Moment wohl alle. 
Und wer glaubte die Schwestern aus Uschirika Wa Neema sind nur am beten und
führen den Unterricht in Erziehung des Montessori Centers, wurde eines Besseren belehrt.
Denn Sister Mariki machte in ihrer Schwesterntracht einen
sehr guten Job als Schiedsrichter, und wer nicht auf ihre Pfeife hörte wurde in nettem energischen Ton auf Kisuahili zurechtgewiesen.

Ein weiteres unvergessliches Erlebnis, was uns bestimmt das eine oder andere Mal beim Fußball gucken in Deutschland, an unsere Freunde des Montessori Centers in Ushirika Wa Neema erinnern wird.


 Ein erster Eindruck vom Leben am Mt. Kilimanjaro


Überall Staub, Steinhäuser und Holz- oder Blechbaracken, Obst- und Gemüsestände, Fleischereien, Bierlokale, Friseursalons, Coca-Cola-Werbungen. An jeder Ecke werden Telefonkarten und Kangas zum Verkauf angeboten. Es herrscht ein Geräuschpegel, aus dem viel Gelächter und eine surrende Geschäftigkeit heraus zu hören ist. Eine einzige Lebensfreude, zu der eine unglaubliche Herzlichkeit einfach dazu gehört. Überall hört man das Gehupe der Daladalas (Kleinbusse), die einen für wenige Tansanische Schillinge mitnehmen wollen - ein großes, herrliches Durcheinander wo alles polepole (Swahili: langsam) ist. Diese Kleinbusse sind alle hoffnungslos überfüllt und jede Fahrt damit ist ein Abenteuer für sich. Bis zu 30 Leute sitzen in einem, für bis zu 13 Leuten ausgelegten Daladala und man "sitzt" auf, über oder unter anderen Menschen, versucht krampfhaft sich festzuhalten und verteilt seine Haustiere (Hühner und Ziegen waren gängige Mitreisende), Einkaufstüten oder Kinder auf diejenigen, die noch Platz auf ihrem Schoß haben. Und wenn ein Daladala so überfüllt ist, das die Tür nicht mehr zu geht, macht das auch nichts, dann bleibt sie halt offen und der "Schaffner", der das Fahrgeld einsammelt, steht mit einem Bein im Daladala und der Rest von ihm fährt von draußen mit. Aber hakuna matata, man kommt auch irgendwie und irgendwann dahin, wo man gern hin wollte.
Zwischen den abgebrannten Zuckerrohfeldern und den abgeernteten und verkohlten Maisfeldern grasen die Ziegen und scharren die Hühner. Je näher man dem Kilimandscharo kommt, desto mehr Kaffeeplantagen tun sich vor einem auf.
Die Stadt ist ähnlich wie die Region, in der das Montessori Trainingscenter ist, nur ohne Felder und Tiere - größtenteils. Aber dafür gibt es Straßenhändler ohne Ende. Sie sind penetrant, unabwimmelbar und labern einem eine kante ans Bein, wenn man ihnen nicht deutlich zu verstehen gibt, das man an einem Kauf nicht interessiert ist. Wenn man sich allerdings auf den Spaß einlässt, kann man wunderbar über die Preise verhandeln. Wir sind zu der Erkenntnis gekommen, dass sie entweder ein (sehr gut funktionierendes) Netzwerk aufgebaut haben oder einen permanent stalken, denn den, den wir gestern auf dem Markt gesehen haben, steht plötzlich beim Internetcafé vor uns und vorgestern hat er uns beim Einkaufsladen etwas angedreht. Apropos einkaufen: Die Läden dort haben alle einen ganz besonderen Flair: Unstrukturiert und...polepole eben. 
Es gibt allerdings auch so manche Ecken und Enden in der Stadt, die so düster erscheinen, dass man sie am liebsten meiden möchte, aber auf den Straßen im Kern von Moshi herrscht das Leben. Es summt vor geschäftigem Treiben. Überall Straßenläden und Essensstände mit Mais, Orangen, Fleisch, Kuchen, Tüchern, Stofftaschen,...  Die "Bürgersteige" sind mit Schuhen und Klamotten gepflastert, die für wenig Geld zum Verkauf angeboten werden. Auch Früchte, Gemüse, Telefonkarten und kitschige Uhren und Bilder werden an den Mann gebracht. Es wird über Preise diskutiert und alle versuchen "den weißen" völlig überteuert etwas anzudrehen.
Die Autos und Daladalas sind allerdings eher haraka (Swahili: schnell). In einem Mordstempo rasen sie durch die Gegend und reißen alles mit sich, was nicht niet- und nagelfest ist. Vielleicht ein kleiner Ausgleich zu dem sonst so gechillt wirkenden Lebensstil ;-)

Das war eine kleine Zusammenfassung von dem ersten Eindruck, den wir bekamen als wir erst ein paar Tage in Moshi waren. Ob es tatsächlich so ist, wie wir es empfunden haben, lassen wir mal so dahingestellt, jedenfalls war es großartig!


Ausflug zu den Kinukamori Wasserfällen auf der Marangu-Route



Heute hatten wir die Möglichkeit nachzuempfinden, wie sich ein Wackelpudding fühlt.
Nachdem wir per Daladala auf der Marangu-Route, die direkt zu dem Mt. Kilimanjaro führt, nach Samanga gefahren sind und dort einen endlos langen Gottesdienst auf Chagga verleben durften, haben wir bei Pastor Urio und seiner Frau, Mama Sofia, ein köstliches Mittagessen gegessen.
Schon die 45 Minuten dorthin waren sehr holperig, aber dass, was uns danach erwartete, lies alle Hoffnungen schwinden, jemals wieder heile nach Moshi zu kommen: Wenn wir nicht gerade auf unseren Sitzen auf und ab hüpften, stießen wir mit den Köpfen an Fenster und Türen an. Trotz der atemberaubenden Landschaft waren schon sehr erleichtert, als wir endlich bei den Kinukamori Waterfalls angekommen waren. Die sind nämlich unheimlich schön! Zuerst waren wir auf den Klippen, an denen die Wassermassen in die Tiefe stürzen. Es war schon ein krasses Gefühl, runter zu schauen und unter sich zu sehen, wie tief das Wasser fällt. Danach sind sind wir durch einen, mit Laub bewachsenen Tunnel gelaufen, der einen von den Klippen dahin führte, wo das Wasser letztenendes ankommt und als Fluss weiter fließt. Unten angelangt gab es natürlich erstmal ein Photoshooting vom allerfeinsten. Dann mussten wir Stufe für Stufe den Tunnel wieder heraufklettern, bis wir zu einer Chagga Kultursammlung gelangten. Die Chagga sind ein tansanischer Stamm, zu dem auch einige der Schülerrinen des Montessori Colleges gehören. Das war ziemlich interessant. Es gab dort auch einen unterirdischen Tunnel, der den Chagga als Unterschlupf diente, aber eine Monsterspinne und ein Tausenfüßler haben uns davon abgehalten, ihn zu durchkriechen ;-)
Dann sind wir die Marangu-Route bis zum Kilimajaro Gate weiter gefahren. Das ist das Tor, von dem die Besteiger des Mt. Kili aus starten.
Wow, direkt am Fuß des Kilimandscharos!!
Teils traurig, das wir keine Bergsteiger sind und teils erleichtert, dass wir die Strapatzen einer Bergwanderung nicht auf uns nehmen mussten, stiegen wir zurück ins Daladala und fuhren zu Pastor Urio und Mama Sofia, um dort einen leckeren Kuchen mit Kaffee und Tee zu verspeisen. Dann nahm die Berg- und Talfahrt zurück nach Moshi ihren Lauf. Es war ziemlich grauselig, den steilen Anhang hinunter schauen zu können und als wir plötzlich in Schräglage gerieten, wurde uns schon ein wenig mulmig zumute.. Während der langen Rückfahrt hatten unsere Mägen genug Zeit, sich einmal umzudrehen und als es Abendessen gab, hatten wir dann doch noch nicht so großen Appetit.

Von der herrlichen Landschaft und den Eindrücken des Tages geflasht, fielen wir am Ende des Tages förmlich in unsere Betten. Aber schön wars!!


Chapati und Mandaazi aus Ushirika wa Neema!

Nach all den Berichten nun mal etwas, um sich selbst ein Stück Tansania nach Hause zu holen. Reißenden Absatz fanden bei uns die Chapati. Sie schmecken einfach super lecker zu Erbsen-und-Möhren-Gemüse. Selbstverständlich lassen sie sich auch in eine süße Variation - durch hinzufügen von Zucker - umwandeln. Oder man bäckt sich sogleich die Mandaazi. Bei uns würde man sie auch "Berliner" oder "Fasnetsküchle" nennen. Probiert es aus!


Mandaazi
- für ca. 38 Stück

Zutaten:
¾ Tasse Zucker
1 kl. Tasse Öl
1 kg Mehl
2 ½ Tl. Backpulver
1 gestr. Tl. Salz
2 Tl Hefe
3 Eier
1 ½ - 2 Becher lauwarmes Wasser

Alle trockenen Zutaten vermischen.
½ Becher Öl hinzufügen und verrühren.
Drei Eier hinzufügen und verrühren.
Ein Becher lauwarmes Wasser hinzufügen und verrühren.
Nun den Teig ca. 10 Min. ruhen lassen.
Danach den Teig abermals durchkneten, dann ausrollen,
sodass er noch eine Höhe von ca. 2cm hat.
Nun Rautenförmig schneiden.
Zum frittieren wird ein Topf mit Öl erhitzt.
Die Mandaazi sind nach mehrmaligem Wenden fertig,
wenn sie eine bräunliche Farbe erhalten haben.
Optional können sie mit Puderzucker oder Zucker bestreut
gereicht werden.



Chapati
- für ca. 13. Stück

Zutaten:
1 kg Mehl
1 kl. Tl. Salz
¾ Tl. Zucker - wer mag
1 Tl. Backpulver
3 Eier
50 ml Öl
¾ Becher lauwarmes Wasser

Mehl, Salz, Zucker und das Backpulver verrühren.
Danach die drei Eier hinzufügen.
Abermals mischen. Nun die 50 ml Öl und wieder vermischen.
Nun soviel Wasser dazu geben, bis ein klebriger Teig entsteht.
Den Teig zu einer 4-5cm dicken Wurst rollen und davon ca. 4cm
dicke Stücke schneiden.
Den Stücken 5 Minuten ruhe gönnen.
Nun die Teigstücke ausrollen und mit Öl bestreichen.
Nach diesem Arbeitsschritt den Teig wie zu einer Schnecke zusammenrollen.
Abermals ruhen lassen.
Dann den Teig ausrollen und in einer Pfanne mit ca. einem Löffel Öl
auf beiden Seiten aus backen.


Kleine Lerner ganz Groß - Ein Besuch im Kindergarten von Ushirika Wa Neema


Von draußen hört man helle Kinderstimmchen im Chor etwas aufsagen, vor dem Eingang reihen sich die Kinderschühchen. Wir nähern uns den Räumen des Ushirika Wa Neema Kindergartens. Als wir den Raum betreten, verstummen die Kinder augenblicklich. Etwa 20 große, dunkle Augenpaare beäugen uns kritisch. Auf Geheiß der Schwester, die zu dem Zeitpunkt die Kinder betreut, setzen wir uns zu den Jungen und Mädchen.
Die Schwester holt ein, von den Schülerinnen des Montessori-Trainingscenter gefertigtes, Tansania-Puzzle vom Regal und die Kinder zeigen - ganz nach Maria Montessori - ihr Können und zählen die einzelnen Regionen des Landes auf. Es ist unglaublich, wie still die Kinder sitzen und wie viel die drei- bis sechsjährigen schon drauf haben. Vollends baff sind wir, als die Kinder auch die einzelnen Staaten Afrikas und die Kontinente unserer Erde mit Leichtigkeit aufsagen.
Danach teilen sich die Kinder in zwei Gruppen auf. Es steht "Lernen durch Spielen" auf dem Programm und jedes Kind sucht sich ein Spiel aus und geht damit zu einem Teppich. Dann geht es los! Wir haben uns inzwischen dazu gesetzt, unterstützen nun die kleinen Lerner und machen uns ein Bild von allem. Es ist ein deutlicher Unterschied zu unseren deutschen Kindergärten zu erkennen, in denen Lernen und Wissen nicht im Vordergrund stehen, sondern soziale Kompetenzen, Selbstbewusstsein, Selbstständigkeit und Kreativität. Auch der Betreuungsschlüssel ist ein anderer. Aber die Kinder machen alle einen ganz glücklichen sowie munteren Eindruck und über die mitgebrachten Luftballons und Bonbons freuen sie sich eindeutig mehr als die Erzieherinnen, welchen die Weiterbildung und Fortführung sehr wichtig ist.
Es ist ein ziemlich interessanter Einblick in einen Kindergarten, dessen Erziehungsstil sehr autoritär ist und obwohl wir die Einrichtung mit gemischten Gefühlen wieder verlassen war es doch wichtig die Kontraste einmal erleben zu dürfen.

„Orphange-Center “ in Machame


Mittwoch, 21.09.2012
Heute hatten wir die Möglichkeit das „Orphanage-Center “ in Machame zu besichtigen.
Bereits am Vortag machten wir uns gemeinsam Gedanken über den bevorstehenden Ausflug, da wir alle gemischter Gefühle waren, was uns dort vor Ort erwarten würde.
Einige hatten Zweifel, ob der Besuch eine gute Idee wäre, da niemand wusste, wie es in einem solchen Waisenhaus aussehen würde. Diese und viele andere Bedenken wurden geäußert.
Unsere Fragen sollten allerdings beantwortet werden, als wir beim Waisenhaus ankamen.

Auf dem Außengelände befindet sich ein kleiner Spielplatz, auf dem wir bei unserer Ankunft spielende Kinder beobachten konnten.
Nach der liebevollen Begrüßung der Schwestern, die das Waisenhaus leiten, führte uns eine der Schwestern umher, um uns das Gelände zu zeigen.
Zunächst gingen wir in ein Haus, in dem die kleinsten Bewohner des Heimes untergebracht sind.
Diese Kinder sind zwischen 2;5 Monaten und 3 Jahren alt.
Insgesamt leben dort zur Zeit zehn Kleinkinder.
Im zweiten Haus, welches wir besichtigen durften, leben derzeit acht Kinder im Alter von 3 – 4;5 Jahren, darunter auch ein etwas älteres geistig beeinträchtigtes Mädchen.
Im Anschluss wurde uns das dritte bewohnte Haus gezeigt, in dem die älteren Kinder leben.
Ebenfalls befindet sich in diesem Gebäude ein Montessori-Kindergarten.
Die Wohnsituation aller Kinder ist in unseren Augen wirklich sehr gut, da jedes Kind nicht nur sein eigenes Bett, sondern auch persönliche Hygieneartikel und genügend Kleidung zur Verfügung gestellt bekommt.
Das komplette Anwesen des Waisenhauses scheint gut erhalten und sehr gepflegt, also ein Platz zum Wohlfühlen für die kleinen Bewohner.

Jedem Kind überreichten während unseres Besuchs einen Luftballon und die älteren Kinder bekamen zusätzlich Bonbons, dessen Farben sie sofort in ihren kleinen Mündern miteinander verglichen.
Den strahlenden Kinderaugen entnahmen wir große Freude über unsere kleinen Geschenke! :-)

Zum Abschluss der Besichtigung wurden wir in einen gebeten, der für uns mit Saft und Kuchen hergerichtet war.
Auch hier kam wiederholt die besondere Gastfreundlichkeit der Tansanier zum Ausdruck.
Während wir unsere Getränke und unseren Kuchen genossen, bekamen wir von einer Schwester allgemeine Informationen über die Entstehung, die Kinder und die Zukunftspläne des Waisenhauses.
Das Haus wurde 2006 von den Schwestern gegründet, welche zunächst nur zwei Kinder zu betreuen hatten. Insgesamt lebten dort bis heute 100 Kinder.
Die Kinder werden von Menschen, die in Deutschland als Sozialarbeiter bezeichnet werden würden, aus unterschiedlichen Gründen in das Waisenhaus gebracht.
Die Hauptgründe sind vor allem, dass die Mutter bei oder nach der Geburt verstirbt oder dass die Kinder unehelich zur Welt kommen.
Des weiteren werden einige Kinder auf der Straße gefunden, da es in Tansania, im Gegensatz zu Deutschland, keine Baby-Klappen gibt.
Die Kinder können maximal drei Jahre im Waisenhaus leben, bis sie, in den meisten Fällen, zu ihrem Vater oder anderen Verwandten zurückkehren, adoptiert werden oder in ein anderes Waisenhaus wechseln.
Trotz der negativen Hintergründe, weswegen die Kinder in das Waisenhaus kommen, wirken alle Kinder sehr glücklich und bei den Schwestern in guten Händen!
Zur Zeit wird auf dem Gelände außerdem eine Schule errichtet, in der Kinderpfleger/innen zukünftig ausgebildet werden sollen.
Zusammenfassend ist zu sagen, dass der Tag insgesamt  sehr emotional, aber auch unglaublich interessant war.
Unsere vorherigen Erwartungen konnten nicht bestätigt werden.
Stattdessen hinterließen die gesammelten Eindrücke ein positives Bild bei uns!

Kleine Dinge, große Wirkung!


Abschiedsfeier: Die Massai Gewänder waren unsere Abschiedsgeschenke

Die für uns unvergessliche Gastfreundlichkeit und Offenheit, ließ uns ja schon des öfteren emotional werden.
Doch lässt sich die Gastfreundlichkeit und Offenheit nicht nur daran bemessen, was alles für uns getan wird.
Es zeigt sich im täglichen Umgang miteinander. Die netten Begrüßungen beim Vorbeigehen, die interessanten Gespräche,
die Anteilnahme, wenn es einem mal nicht so gut geht und die immer wieder lustigen Scherze miteinander.

Bereits am ersten Tag hatten wir Jungs schon viel mit unserem Mitbewohner Kanankira Mbisse zu lachen, als es darum ging
die Moskitonetze aufzuhängen. Es erwies sich als gar nicht so einfach, ohne Befestigungsmöglichkeiten die Netze aufzuhängen.
Doch... Not mach erfinderisch und gemeinsam schafften wir es dann doch mit etwas Geschenkband und Reißzwecken.

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